Von der Gründung bis zum Kriegsende 1945

Gesetzliche Grundlagen

Im 19. Jahrhundert verbesserte sich die Qualität der gesetzlichen Anordnungen und die Organisation für die Brandbekämpfung. In den Ländern
und Bezirken entstanden unterschiedliche festere Statuten.

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1887

Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1887 wurde eine straffere Leitung ins Leben gerufen, die Mannschaften wurden namentlich erfasst und die Gespannhalter verzeichnet. Am 30. April 1898 wurde das Statut für den Feuerlöschverband der Gemeinde Langenstein und des Gutsbezirks Langenstein beschlossen. Der Verband bestand aus der freiwilligen Feuerwehr und der Gutsfeuerwehr.

Diese Satzung definierte als Hauptaufgabe die Abwehr von Gefahren, die der Allgemeinheit und Einzelpersonen durch Schadenfeuer drohen. Als mögliche Gefahrenquellen wurden später noch Sturm und Hochwasser ergänzt.

Bis in das 20. Jahrhundert hinein kaufte jede Gemeinde ihr Material nach eigenem Ermessen, ohne Absprache mit den Nachbarorten. Das führte dazu, dass jede Ortsfeuerwehr andere Spritzen und Schläuche verwendete, die nicht zueinander passten. Bei einem Großeinsatz war es darum nicht möglich, sich untereinander mit Schläuchen auszuhelfen.

Am 15.12.1933 trat für das Land Preußen ein neues Gesetz über das Feuerlöschwesen in Kraft.

Ein weiteres Gesetz, das Polizeifeuerlöschgesetz vom 23.11.1938, bestimmte eine einheitliche Normung für die Fahrzeuge, Schläuche und Armaturen von allen Feuerwehren in Deutschland. Diese Normen gelten heute noch. Alle bisherigen Festlegungen der Länder, Regierungsbezirke und Gemeinden wurden außer Kraft gesetzt und eine einheitliche Richtlinie geschaffen. Darüber hinaus definierte dieses Gesetz den Luftschutz als vorrangige Aufgabe, was die Kriegsvorbereitungen deutlich zeigte, und reorganisierte die Feuerwehren in eine reichsweit einheitliche, nach dem Führerprinzip straff geleitete Polizeitruppe unter staatlicher Aufsicht. Mit der DVO vom 24.10.1939 wurden die Freiwilligen Feuerwehren als Vereine aufgelöst und einer zentralen Verwaltung unterstellt. Der Ortsbrandmeister, der Wehrleiter, wurde ein Wehrführer.

Unterbringung der Löschgeräte

Weil in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts neue Spritzen gekauft wurden, reichte der Gutshof als Standort bald nicht mehr aus. Aus diesem Grund begann die Gemeinde im Jahr 1904 mit dem Bau eines Spritzenhauses am Goldbach (heute Grünanlage an der Talbrücke), welches 1905 fertiggestellt wurde. In diesem Gebäude wurden die zwei Spritzen von 1887 und 1905 gelagert.


In der Nacht vom 7. zum 8.Juni 1905 verursachten starke Niederschläge ein Hochwasser bei Blankenburg, welches sich bis Langenstein ausbreitete, die Goldbachbrücke durchbrach und das neue Spritzenhaus wegriss. Die Spritzen und das Material konnten gerettet werden, aber das Gebäude war zerstört. Hochwasser in Langenstein

In den nächsten 3 Jahren wurden die Geräte provisorisch untergebracht und der Gemeinderat beriet sich mit dem Feuerlöschverband und dem Gutsbesitzer über einen neuen Standort und über die Baukosten. Da noch keine Wasserleitung existierte, war eine Lage in Flussnähe wichtig, aber nach den Erfahrungen mit der Überschwemmung entschied man sich für die Galgenhöhe (Verbindung der Quedlinburger Straße mit der Brüser–Kühnow-Straße).

 


Der Bau des neuen Spritzenhauses endete am 23. März 1908. In diesem neuen Gebäude war die Unterstellung der Handdruckspritzen und das Lagern der Schläuche, Armaturen und Leitern möglich. Außerdem wurden 2 Zellen für verhaftete Bürger geschaffen. Gerätehaus von 1908

Entwicklung der Feuerwehrtechnik

Material

Die Gemeinde erwarb 1887 eine neue große Handdruckspritze mit einem eingebauten Saugwerk, 7 Meter Saugschlauch, 60 Meter Druckschlauch und mit einem 2 Meter langen gummierten Hanfschlauch als Standrohr.

Der Feuerlöschverband Langenstein kaufte 1905 eine moderne Handdruckspritze.

Der Gemeinderat entschied sich am 27.04.1938, eine Motorspritze
(Tragkraftspritze TS 4) zu kaufen. Das war eine 400 Liter/Minute starke Kapselschieberpumpe von Magirus Ulm.

Der Anhänger zu dieser Spritze hatte Vollgummiräder, war beladen mit Saugschläuchen, 2 Haspeln mit Druckschläuchen sowie weiteren Armaturen und musste per Hand gezogen und geschoben werden. Die TS 4 war schon genormt. 3 Ausbildungstrupps mit je einem Strahlrohr konnten an ihr eingesetzt werden.

Wassertransport

Erforderlich war eine Wasserleitung. Nach Debatten im Gemeinderat über die Kosten begann im Jahre 1933 die Errichtung des Wasserleitungssystems. Der Bau dauerte bis 1934 und schuf ein 10 km langes Rohrnetz.

Uniformen

Für die Einkleidung standen im Jahr 1912 insgesamt 44 graue Uniformröcke und 43 Lederhelme zur Verfügung. Das Feuerlöschgesetz von 1938 führte einheitliche blaue Uniformen (Hosen mit Biese und Uniformröcke) ein.

Dienst in der Feuerwehr ^

Die weitere Entwicklung der Technik setzte eine bessere Organisation der Mannschaften, ihrer Schulung und ihres Einsatzes voraus.
In den Jahren 1880 bis 1890 entstanden mit der Gründung der Feuerwehr die ersten zielgerichteten und organisierten Dienstverhältnisse.

Im Verlauf der Jahre 1896 bis 1913 traten 69 Bürger in die Feuerwehr ein und 33 schieden aus.

Eintritte in die Wehr zwischen 1896 und 1913

JahrEintritte
18962
189715
18988
18991
19004
19010
19022
19033
190414
19052
19060
19078
19080
19090
19103
19110
19124
19133

Im Jahre 1913 dienten 36 Bürger in der Feuerwehr.

Nach dem Krieg zählte die Feuerwehr im Jahr 1920 insgesamt 40 Mitglieder, darunter der Brandmeister (H. Hornung) mit seinem Stellvertreter (C. Wiesel), 22 Kameraden für die erste Spritze und 16 Kameraden für die zweite Spritze.
Im Jahre 1938 verfügte die Wehr über 40 Angehörige, davon waren 3 Mann in der Altersabteilung.
Bis zur Anschaffung des ersten Fahrzeuges waren die Bauern (Gespannbesitzer) zum Vorspanndienst für die Spritze, die Leiter und den Wasserwagen verpflichtet.
In zeitlicher Folge erhielten sie die Brandzeichen (Metallschilder), welche anzeigten, wer mit dieser Tätigkeit an der Reihe war.
Dafür benutzte man bis zum Krieg Pferdegespanne, später verwendete man Traktoren und Hänger sowie LKWs.

Während des Krieges waren von 40 aktiven Kameraden der Feuerwehr 24 als Soldaten im Krieg. 4 weitere konnten auf Grund hohen Alters keinen aktiven Dienst mehr leisten. Um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten, wurde die Lücke durch junge Menschen aus der Jugendbewegung geschlossen.
Brandmeister für Langenstein:

bis 1918OrtsbrandmeisterFriedrich Borchert
1918 bis 1938Ortsbrandmeister, WehrleiterHermann Hornung
1938 bis 1942Brandmeister und WehrführerAdolf Hagedorn
1942 bis 1943kommissarische WehrleiterHermann Hornung, Hermann Hagedorn

Die Brände in Langenstein

Als am 22.11.1881 in Derenburg in der Pfeiferstraße eine Scheune und mehrere Ställe brannten, unterstützten Helfer aus Langenstein die dortigen Löschmannschaften.
Ebenfalls in Derenburg brannte es 1925 und 1930 in der Zuckerfabrik. Die Wehr aus Langenstein unterstützte ihre dortigen Kameraden bei der Brandbekämpfung.

In den 1920er und 1930er Jahren brachen im Ort mehrere Feuer aus:

· 1927 brannte in der Silvesternacht der Stall der Familie Rindert.
· 1932 stand das Haus von Heinemann/Kramer in der Neustadt (heute Quedlinburger Straße) in Flammen.
· 1936 brach ein Feuer in einem Stall auf der Galgenhöhe in der Osterbergstraße aus.
· 1938 brannte in der Dorfstraße der Stall von Maiwald/Schmidt. Dieses war der erste ernsthafte Einsatz der neuen TS 4. Trotz der Anfangsschwierigkeiten konnten Nachbargrundstücke abgeschirmt werden und der Brandschaden konnte niedrig gehalten werden.

Während des 2. Weltkrieges war die Feuerwehr nach Luftangriffen mit der Bergung und Rettung von Verwundeten und verunglückten Personen, Lösch- und Aufräumarbeiten beschäftigt.

· Nach einem US- Luftangriff 1943 auf Wernigerode wurden auch die Langensteiner Kameraden zum Einsatz gerufen, um bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen.
· Im Februar 1945 bombardierten amerikanische Jagdbomber Langenstein. Ein Transport von Häftlingen auf dem Bahnhof wurde beschossen, wobei Tote zu beklagen waren. Weiterhin verursachte der Luftangriff den Brand des Stallgebäudes von Karl Zimmermann auf dem Kapellenberg. Der Saal des Forsthauses wurde beschädigt.
· Am 08. 04. 1945 wurde Halberstadt bombardiert. Die Stadt brannte wochenlang. Auch die Wehr aus Langenstein beteiligte sich an den Rettungseinsätzen.
· Ebenfalls im April 1945 wurde am Fuß des Hoppelberges die Waldhalle in Brand gesteckt. Das Gebäude konnte trotz sofortigen Einsatzes nicht gerettet werden, da der Anfahrtsweg zu lang war und es an Löschwasser mangelte.